Bevor ich mit dem Blogbeitrag anfange, möchte ich klar stellen, dass ich keiner türkischen Partei angehöre. Ich bin weder Anhänger der AKP, der CHP, HDP noch bin ich der Unterstützer der PKK Bewegung. Ich war auch nicht wählen, sondern versuche mit diesem Beitrag lediglich meine neutrale Sichtweise als ein Beobachter offen zu legen.
Demokratie in der Türkei
Als erstes möchte ich darauf eingehen, dass ich denke, dass die Demokratie in allen asiatischen Ländern nicht funktioniert und niemals funktionieren wird. Die Menschen in den Ländern wie z.B. der Türkei brauchen einen Führer, der ihnen sagt wo es lang geht. Dieser ständige Wechsel des Führungspostens wird dort niemals funktionieren.
Seit dem Zerfall des osmanischen Reiches wird mit aller Macht versucht in allen asiatischen Ländern die Demokratie einzuführen oder die zwangsmäßig etablierte Demokratie aufrecht zu erhalten. Das Problem hierbei ist jedoch, dass das Volk mitspielen muss und das tut es einfach nicht. Die muslimischen Länder warten sehnsüchtig auf einen Führer, der die ganzen islamischen Länder zusammenführt und diese regiert. Das geht nur durch das aufrufen des Kalifates (Islamische Regierungsform).
Erdogans Rolle
Da kommt jetzt der Erdoğan ins Spiel. Zu seiner Anfangszeit haben die Bürger ihn gewählt, mit der Hoffnung, dass er die Scharia aussprechen wird. Es gibt hierbei kein drumherum Gerede! Nahezu alle Stimmen hat er aufgrund dieser Hoffnung bekommen. Denn zum Anfang seiner Karriere hat er in seinen Konferenzen gesagt, dass ein Moslem nicht gleichzeitig Laizist sein kann. Entweder ist man Laizist oder Moslem:
Wenn Erdoğan jedoch im Fernsehen offen gesagt hat, dass seine Partei nicht mit dem Islam zu tun hat, haben viele behauptet: Er sagt es nur als Tarnung. Er hat das Ziel aber kann es nicht offen sagen.
Mittlerweile hat er jedoch ein Sinneswandel gehabt und sagt auf seinen Reden, dass die Absolute Macht nur dem Volk gehört:
Tayyip Erdoğan gibt dem Volk immer ein Häppchen Islam und jeder spielt mit. Das macht er jetzt seit über 18 Jahren. Mittlerweile verzichten alle Wähler auf die islamische Regierungsform und sind mit der Demokratie in der Türkei zufrieden. Ich glaube damit hat er auch seine Hauptaufgabe erfüllt. Ich denke dass sein Hauptaufgabe gewesen ist, eine demokratisierten Islam zu schaffen und diese Aufgabe hat er mittlerweile erfolgreich in der Türkei abgeschlossen.
Während der Etablierung der Religion „Demokratisierter Islam“ arbeitet er parallel am amerikanischen Projekt „Großraum mittlerer Osten„. Das ist keine Verschwörungstheorie. Das hat er selber gesagt:
Er muss sich dabei strikt an den Ablauf halten und solange wird ihm der Rücken frei gehalten. Falls er von der Norm abweicht, ist ihm letztes Jahr bereits bewiesen worden, dass sein Land mit einem Tweet ökonomisch zerstört werden kann.
Die Hagia Sophia
Ich habe viel in den deutschen Medien gelesen, dass der Erdoğan die Hagia Sophia als Moschee wieder eröffnen wollen würde… Er hat nicht gesagt dass er die Hagia Sophia als Moschee eröffnen würde. Erdoğan ist schlau und hat die Sätze so aufgebaut, als ob es sich so anhört.
Man sollte nicht vergessen, dass die Hagia Sophia schon immer eine sehr wichtige Rolle in den Wahlkämpfen für die AKP gespielt hat. Bereits vor Jahren hatten die Wahlplakate in Istanbul hängen worin einfach stand: FÜR DIE HAGIA Sophia. Er wurde dann gewählt und schauen wir mal an was er dem Volk zu diesem Thema gesagt hat…
Er weiß ganz genau dass er das nicht kann. Das folgende Interview, welches kurz vor den Wahlen aufgenommen wurde zeigt das auch deutlich:
In diesem Interview sagt er nicht, dass er die Hagia Sophia wieder zu einer Moschee machen möchte sondern lediglich, dass Sie den Namen von „Museum“ zu „Moschee“ ändern und dass die Touristen es kostenlos besuchen werden können. Das ist im Gegensatz zur Umwandlung in eine Moschee ein sehr kleiner Schritt. Es ist sogar fragwürdig, ob er überhaupt das durchführen kann und darf…
Istanbul und Ankara
Alles steht und fällt mit Istanbul und Ankara. Wenn man die Wahlen dort gewinnt, ist es beinahe gesichert, dass man zukünftig mehr Erfolg hat. Wenn das jedoch nicht der Fall ist, bedeutet das eine sehr große Gefahr für die Partei und Erdoğan weiß das. Diese Aussage bestätigt auch Erol Mütercimler. Er ist ein türkischer Journalist, Kolumnist und Wissenschaftler.
Als deutlich wurde, dass die AKP Istanbul verlieren wird, ist Erdoğan sofort nach Ankara geflogen. Zeitgleich hat der Wahlleiter von Istanbul gesagt, dass sie den Wahlsieger noch nicht bekannt geben können. Erdoğan hat seine Rede gehalten und bis dahin wurde in den Medien Istanbul so präsentiert, als läge die AKP vorn.
Die knappe aber trotzdem bedeutende Niederlage von AKP in Istanbul wurde später erst Preis gegeben.
Die Antrittsrede
Eine weitere Sache, die mir aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass er nach den Wahlen ganz alleine auf die Bühne zu seiner Antrittsrede gegangen ist. Das ist ein für mich sehr wichtiger Punkt. Er hat weder seinen Koalitionspartner noch den Representaten der AKP mit auf die Bühne genommen.
Erdoğan ist zu diesem Punkt gekommen, indem er immer Gott und das Volk gesagt hat. Dieser letzte Schritt zeigt jedoch, dass sein Hochmut dermaßen angestiegen ist, dass er anfängt ICH zu sagen. Egal was aus seinem Mund kommt.
Fazit
Ich bin schon von Anfang an dagegen gewesen, dass jemand die Türkei führt, der den Islam für seine Politischen Ziele benutzt. Deswegen ist es mir aus islamischer Sicht lieber, dass jemand an die Führungsposition kommt, der nichts mit dem Islam zu tun hat, weil eine Islamische Propaganda nichts in der Politik zu suchen hat.
Wir haben klar und deutlich gesehen, wohin dies führen kann erkannt, dass die Parteien mittlerweile eine Art Religion darstellen. Ein AKP Anhänger versucht einen CHP Anhänger in seine Partei zu „konvertieren“.
Ich hoffe, dass der Übergang von der AKP zurück zur CHP ohne Konflikte abläuft, jedoch befürchte ich, dass es eskalieren könnte und es in einem Bürgerkrieg enden könnte.